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Beispiele aus der Praxis

Die Auseinandersetzung mit gegenwärtigen und zukünftigen Klimarisiken, die von außen auf Kulturinstitutionen wirken, beginnt gerade erst. Maßnahmen und die Sensibilität für nötigen Klimaschutz – also die Betrachtung von Wirkung aus der Institution heraus auf die natürliche Umwelt – ist dagegen schon relativ etabliert und findet viele individuelle Ansätze im Kulturbereich.

Umso wichtiger ist der Austausch und die Wissensbildung darüber, was getan werden kann, um auf sich verändernde klimatische Bedingungen vorbereitet zu sein.

Klimabezogene Initiativen haben sich in der weit gefächerten Kulturbranche in verschiedenen Sparten schon gebildet. Diese dynamische Entwicklung wird ab einer kritischen Größe häufig auch von öffentlicher Seite gestützt und befördert.

  • Museen: Der Deutsche Museumsbund hat eine eigene Stelle für Nachhaltigkeit geschaffen und erarbeitet bis 2023 einen praktischen Maßnahmenkatalog für Museen, um Klimaneutralität anzusteuern, die sich dann sogar zertifizieren ließe. Auch auf politischer Ebene wird dieser Schritt mitgetragen.
  • Filmbranche: In den Verbänden der Filmschaffenden und der wichtigen Förderinstitutionen ist seit mehreren Jahren eine Bewegung hin zu ökologischer Produktion von Filmen und Serien gewachsen. Ab 2022 wird ein durch einen Arbeitskreis erarbeiteter Katalog an ökologischen Mindestkriterien stückchenweise für Fördermittelempfänger verpflichtend. Individuelle Selbstverpflichtungen waren hier und sind oft ein erster Schritt hin zu festen Regeln für alle.
  • Musikbranche: In der Musikwelt wird oft mobil getourt, weil man wenig an feste Häuser gebunden ist. Die Nachhaltigkeit des Tourens zu erhöhen, schreibt sich das Green Touring Network auf die Fahnen und hat dazu einen Leitfaden geschrieben. 

Auch in der Kulturverwaltung ist die Relevanz von Klima und Nachhaltigkeit für die Kultur erkannt worden. Erste Beispiele für Umsetzungen in Sachsen sind hier die Initiative »Kultur und Nachhaltigkeit« des Amts für Kultur und Denkmalschutz Dresden, Teilbereich: »Culture for Future« 2021. Daraus gingen Fallstudien von fünf Kulturhäusern und ein Praxisleitfaden für den Nachhaltigkeitsstrategieprozess hervor.

Die Kulturstiftung des Bundes setzt als bundesweite Förderinstitution in größeren Abständen neue Programme im Kontext Klima und Nachhaltigkeit auf, häufig mit angeschlossenen Wissenstransfer- und Austauschformaten. Ab dem Jahr 2022 steht beim »Fonds Zero« Klimaneutralität in der Kultur im Fokus; es wird eine Akademie und Netzwerktreffen geben, neben dem Förderprogramm und Beratung.

Die Motivation für Klimabewusstsein in der Kulturpraxis ist in der Branche zumeist schon hoch. Viele Kulturschaffende, egal ob Teil einer größeren Institution oder freischaffend, finden über Eigeninitiative Wege, ihre Arbeit ökologischer und sozial gerechter zu gestalten. Auch die Rolle der Kultur als Vorreiter und Verarbeiter von gesellschaftlichen Trends hat hierbei ein großes Gewicht, wie in Interviews mit sächsischen Kulturvertreterinnen und -vertetern berichtet wurde.
Erste Kulturinstitutionen gehen weiter und berichten freiwillig öffentlich von den nachhaltigen Strukturen und ökologischen Maßnahmen ihrer Organisationen in einem Nachhaltigkeitsbericht.

Beispielhaft geht das Museum Ludwig Köln als erstes Museum in Deutschland voran, das im Jahr 2022 einen Nachhaltigkeitsbericht nach dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex veröffentlichte.
Auch eine Förderinstitution tat dies erstmals 2022: die Moin Filmförderung Hamburg-Schleswig Holstein.

Zu erwarten ist, dass die öffentliche Darstellung von Maßnahmen zum Klimaschutz, Ressourcenverbrauch und dessen Reduktionszielen in Zukunft nicht nur rein freiwillig bleiben wird, sich also ein Kulturhaus darüber öffentlich profilieren kann. Fördergeldzahlungen, die mit Nachhaltigkeitsmessung (und perspektivisch Reduktion der Werte) verbunden werden, sind eine Möglichkeit wie Anforderungen steigen könnten.

Die Vernetzung von Akteuren innerhalb und außerhalb der Kulturbranche ist essentiell, um Wissen und Erfahrungen zu teilen und Motivation aufzubauen, um das scheinbar unüberschaubar große Thema Klimawandel konkret angehen zu können. 

Das bundesweite Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit in Kultur und Medien ist nicht nur ein wachsendes Netzwerk an Kulturschaffenden zum Thema Nachhaltigkeit, sondern initiiert auch verschiedene Pilotformate zur Weiterentwicklung der Branche in Sachen ökologischer Kulturbetrieb.

Ein eigenständiges Weiterbildungsangebot wurde bereits aufgesetzt: »Transformationsmanagement Nachhaltige Kultur«, das sich dem Übergang von Kulturinstitutionen zur klimaneutralen Arbeit widmet und Expertinnen und Experten für eine diesen Entwicklungsprozess begleitende Rolle ausbildet.

Der Austausch innerhalb der Kulturbranche wird auch über Verbände organisiert. In Sachsen gibt es sowohl den Landesverband der Kultur und Kreativwirtschaft e.V. als auch Kreatives Sachsen als Anlaufstellen für sächsische Kreative. Sie sind wichtige Kontaktstellen für regionale Initiativen und können klimabezogene Veranstaltungen, Workshops oder ähnliches initiieren.

Auf Bundesebene sind die Museen im Deutscher Museumsbund organisiert. Dort wurde 2021 mit Unterstützung des Bundes eine eigene Stelle Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Museum eingesetzt, um das Thema für alle Museen voranzutreiben.
Dieser Weg bietet sich auch für andere Kultursparten an, um die Besonderheiten der jeweiligen Bereiche adressieren zu können. 

Die Kulturpolitische Gesellschaft e.V. bietet regelmäßig empfehlenswerte Events zum Themenkomplex Klima und Kultur an. Der Veranstaltungskalender lässt sich über die Webseite einsehen.
Eine eigene Webinarreihe zur »Kulturpolitik der Nachhaltigkeit« lässt sich online über die KuPoGe nachschauen.

Auch das branchenspezifische Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit in Kultur und Medien setzt fortwährend neue Projekte und öffentliche Veranstaltungen auf, die sich mit ökologischen Aspekten und Klimafragen in Kultur(sparten) auseinandersetzen.

Vernetzung

Logo Deutscher Nachhaltigkeitskodex
© GIZ
Logo Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit
© Delta1 gUG
Logo Deutscher Museumsbund
© Deutscher Museumsbund e. V.
Logo Kreatives Schreiben
© Landesverband der Kultur- und Kreativwirtschaft Sachsen e. V.
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