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Klimarisiken von Kindertageseinrichtungen

Physische und Transitorische Klimarisiken von KiTas

Klimarisiken können abhängig von Branche, Tätigkeitsfeld und Standort sehr unterschiedlich sein. In den nachfolgenden Bereichen stellen wir eine Auswahl an Informationen rund um das Thema »Physische und Transitorische Klimarisiken« im Kontext von Kindertageseinrichtungen dar. In den Erklärungsabschnitten finden sich Basisbegrifflichkeiten und Beispiele für eine erhöhte Verständlichkeit. In den nachfolgenden Abschnitten werden Hilfsmittel, Netzwerke und eine Auswahl an wesentlichen Klimarisiken erläutert. Die Auswahl der wesentlichen Klimarisiken resultiert aus Studien und Interviews mit Branchenexpertinnen und -experten.

Als akute, physische Klimarisiken gelten die zunehmenden Wahrscheinlichkeiten klimawandelbedingter Extremwetterereignisse und deren Folgen.

Beispiele sind:

  • Sturmereignisse und deren Gefahren für Kinder, z.B. durch Sturmbruch im Wald bei Waldkindergärten oder herabfallende Dachziegel von der Einrichtung
  • Gefahren durch Hochwasser oder Starkregen sind ein Risiko für die Sicherheit der Kinder und für das Personal
  • Umbaukosten, z.B. Veränderung des Außengeländes zur Anpassung gegen Starkregenereignisse; Verlagerung von IT- und Heizungstechnik in obere Stockwerke zum Hochwasserschutz

Als chronische, physische Klimarisiken gelten grundlegende und langanhaltende Veränderungen klimatischer Bedingungen und deren Folgen.

Beispiele sind:

  • Verschiebung von Klimazonen und Jahreszeiten bringen neue Krankheiten, verstärkte Allergien bzw. längere Allergiezeiten und invasive Arten wie krankheitsübertragende Insekten
  • Anpassungsnotwendigkeiten der Programme, Freizeitgestaltung und pädagogischen Konzepte für die Kinderbetreuung, z.B. Sensibilisieren für Hitzesituationen, Schutz vor Insekten, Vermittlung von Inhalten rund um Klimaschutz und Klimawandel
  • Steigende Anzahl von Hitzetagen, inkl. deren Folgen für Fitness und Gesundheit der Mitarbeitenden und der Kinder

Als technologische Klimarisiken gelten Risiken auf Grund des technologischen Wandels hin zu einem emissionsärmeren Einrichtungsbetrieb.

Beispiele sind:

  • Notwendige Neuinvestition in kurzen Zeitabständen auf Grund sich schnell entwickelnder Technologien, bspw. bei Heizungsanlagen
  • Investitionskosten für den Träger der Einrichtung, z.B. für energetische Sanierung, Umrüstung der Energie- und Wärmeversorgung, Wasseraufbereitung usw.

Als klimabedingte Markt(preis)risiken werden Risiken verstanden, welche aus Veränderungen von Angebot und/oder Nachfrage sowie sich verändernden Marktpreisen resultieren. In Bezug auf Kindertageseinrichtung erweitert sich diese Risikokategorie um Finanzierungsrisiken in Verbindung mit den jeweiligen Trägern.

Beispiele sind:

  • Steigende Personalkosten in der Kinderbetreuung, wenn Betreuungsinhalte wachsen bzw. der Betreuungsaufwand in Situationen von Extremwetterereignissen (Sturm, Hitzewellen etc.) steigt
  • Steigende Versicherungsprämien auf Grund zunehmender Klimarisiken und „Unversicherbarkeit“

Als regulatorische, politische und/oder rechtliche Klimarisiken werden Risiken verstanden, welche primär auf Grund von politischen Maßnahmen zur Steuerung des Übergangs in einen emissionsärmeren Einrichtungsbetrieb entstehen.

Beispiele sind:

  • Vorgabe aus Hitzeschutzplänen oder Klimazielen (Klimaschutzplänen) der Kommunen und Städte
  • Anforderungen an den Arbeitsschutz des Personals, z.B. erhöhte Pausenzeiten oder Beschäftigungsverbot bei Schwangerschaften bei Hitzetagen

Als klimabedingte Reputationsrisiken werden Risiken verstanden, welche aus der gesellschaftlichen Wahrnehmung der Einrichtung und deren Beitrag für den Klimaschutz resultieren.

Beispiele sind:

  • Imageschäden, wenn die Sicherheit der Kinder auf Grund von Wetterextremen nicht gewährleistet wird 
  • Sinkende Arbeitsplatzattraktivität aufgrund fehlenden Umbaus der Arbeitsstätte zur Anpassung an den Klimawandel

Auf Basis von Interviews mit Verantwortlichen Kita-Einrichtungen und der Recherche in Studien können die nachfolgenden Hilfestellungen zu physischen und transitorischen Risiken formuliert werden.

Wesentliche Klimarisiken wurden wie folgt benannt:

  • Akute, physische Klimarisiken: Bei Einrichtungen der Kinderbetreuung sind akute Risiken jene, die durch Wetterextreme ausgelöst werden. Diese sind ein Gesundheitsrisiko für die betreuten Kinder und das Personal. Hier sind Wetterlagen wie Stürme, Hitzewellen, UV-Strahlen und übermäßige Sonnenstunden, Luftqualität inkl. Smog, Allergiegefahr oder Ozon-Belastung, Hochwasser oder Starkregen zu betrachten. Die konkreten Gefahren für die Einrichtung und entsprechende Vorbereitung von Notfallplänen hängen direkt vom Standort der Einrichtung ab. Die Gefahrenlage ist individuell zu ermitteln.
  • Chronische, physische Klimarisiken zeigen sich in der Gewährleistung einer guten Kinderbetreuung. Dahinter stehen die Weiterentwicklung der Kinderbetreuung, die entsprechende Schulung des Personals sowie die bauliche Anpassung von Gebäuden und Gelände. Hier ist der Träger gefordert, um Geld für denUmbau bereit zu stellen. Risiken des Klimawandels wie Hitze oder neue Krankheiten sind in der Freizeit- und pädagogischen Programmgestaltung zu beachten. Zur Erfüllung des Betreuungsauftrags steht das Personal im Fokus, welches einerseits für die neuen Herausforderungen und den entsprechenden Umgang mit Kindern weitergebildet werden muss und andererseits ebenso vor Gefahren des Klimawandels im Sinne des Arbeitsschutzes zu schützen ist.
  • Regulatorisches Klimarisiko: Für Einrichtungen der Kinderbetreuung wird die Umsetzung von Hitzeschutzplänen und weiteren Notfallplänen für verschiedene Szenarien eine wichtige Rolle spielen. Darüber hinaus haben die Anpassung im Sinne der Klimawandelfolgen für das Qualitätsmanagement (QM) in der Kinderbetreuung und im Arbeitsschutz für das Personal eine wichtige Rolle.
  • Markt(preis)risiko: Das wesentliche Risiko im Zusammenhang mit Marktveränderungen und der Finanzkraft der Träger wird in den Investitionskosten gesehen. Notwendige bauliche Anpassung an Gebäuden und auf dem Gelände sind ohne einen finanzstarken Träger oder Förderprogramme nicht zu realisieren. Gerade in Hinblick auf die große Menge an notwendigen Investitionen zur Klimawandelanpassung in allen kommunalen Bereichen, wird das Risiko einer zu schwachen finanziellen Ausstattung von Kindertageseinrichtung gesehen.
  • Reputationsrisiken: Aus Unfällen oder Gesundheitsgefahren für Kinder kann ein negatives Image resultieren, z.B. wenn keine ausreichende Vorbereitung auf Wetterextremen passiert oder die inhaltliche und organisatorische Anpassung der Kinderbetreuung unzureichend ausfällt. Kommt es zu Unfällen oder geschädigten Kindern drohen zusätzlich juristische Klagen.
    Dazu kommt das Risiko, dass die Arbeitsplatzattraktivität sinkt, aufgrund fehlenden Umbaus der Arbeitsstätte oder unzureichende Anpassung der Arbeitsorganisation.
    Mit zunehmender Wahrnehmung von Klimawandelfolgen wird auch der Betrieb der Einrichtung durch die Gesellschaft kritischer betrachtet. Unzureichende Klimaschutzmaßnahmen im Einflussbereich des Kitabetriebs, z.B. beim Heizen, der Essenversorgung, Mobilität, Einkauf und Flächennutzen usw., können ebenfalls ein Reputationsrisiko darstellen.

Keine oder nur sehr untergeordneten Risiken wurden für die nachfolgende Klimarisikokategorie benannt:

  • Technologierisiken: Risiken im Zusammenhang mit technologischer Transformation hin zu einem emissionsärmeren Einrichtungsbetrieb wurden als unwesentlich eingeordnet. Kostenrisiken im Zusammenhang mit technologischen Entwicklungen (bspw. im Kontext von Heizungsanlagen) wurden zwar benannt, aber nicht als relevantes, finanzielles Risiko betrachtet.   

In den Gesprächen und Studien wurden einige Maßnahmen genannt, die bereits umgesetzt werden, um den Klimarisiken entgegenzuwirken. Nachfolgend sind drei Beispielmaßnahmen und deren Wirkung genannt:

Kita begrünt und verändert sein Außengelände
Die Kita schafft Verschattung zum Schutz vor UV-Strahlen durch Markisen, pflanzt einen Mini-Wald und installiert ein Wasserspiel zur Abkühlung. Das dient dem Schutz der Kinder und sorgt für angenehmen Arbeitsbedingungen des Personals.

Risikoanalyse: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt
Eine kritische Analyse des Standorts ergibt ein Gefahrenprofil – z.B. eine erhöhte Gefahr für Hochwasser durch einen nahe liegenden Fluss bei Starkregenereignissen. Daher wird der Eingang erhöht und die Verlegung von Heizungs- und IT-Technik aus dem Keller ins 1. OG geplant.
Die Analyse ergibt außerdem, dass die Einrichtung in einer Trockenzone liegt. Zum Überstehen von Trockenphasen wird eine Zisterne zum Wasserauffangen angelegt. Das gesammelte Regenwasser wässert künftig kostengünstig die Pflanzen und Grünflächen.

Betreuungsprogramm wird klimaresilient
Neue Gesundheitsgefahren wie Hitze, Ozon und UV-Strahlung im Sommer oder neue Krankheiten, z.B. übertragen durch invasive Zecken- und Mückenarten, zeigen sich. Daher wird die Betreuung angepasst. Es werden Ausflugsziele hin zu kühleren Orten verändert, die Kleidung der Kinder wird angepasst zum Schutz vor Insektenstichen und Hüte schützen vor Sonnenstrahlung. Das Personal und die Kinder werden sensibilisiert für die Gefahren und lernen, was sie selbst zum Eigenschutz beitragen können.

Nachfolgend sind Hilfsmittel und Tools benannt, welche bei der Identifikation und Bewertung von Klimarisken helfen können:

Klimaschutz und zur Klimaanpassung in Kindertagesstätten
Ein umfassender Leitfaden (digital) zum Themenfeld Klimaschutz und Klimaanpassung in Kitas vom Paritätischen Gesamtverband zusammen mit der BUND jugend. Einfach beschrieben und gut bebildert mit zahlreichen Tipps und Beispielen, pädagogischen Ansätzen und Kommunikationswege, sowie Klimaanpassungsmaßnahmen (ab S. 46) und die organisatorische Integration (ab S. 51)

KlimaGesundheit Aktiv für Kitas
Vom BildungsCent e.V.: Es beinhaltet vielfältige Informationen und Fakten zum Thema Auswirkungen der Klimakrise auf die Gesundheit von Kindern, Interviews mit Expertinnen und Experten, Projektideen und gute Praxisbeispiele sowie wie zahlreiche Inspirationen für die praktische Arbeit in Kitas.

Material zu Folgen der Klimakrise mit ihren gesundheitlichen Auswirkungen
Poster zum Download oder eine KitaKlimaKiste zum Bestellen stellt der BildungsCent e.V. zur Verfügung. Verfügbar in mehreren Sprachen.

Materialien zum Thema Klimaanpassung & Klimaschutz
Das DRK bietet Schulungsplakate zu gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels und Bastel- und Info-Flyer für Eltern und Kinder zum Download an.

Handlungsempfehlungen zu Hitze, Ernährung und Starkregen 
Die Uni Potsdam bietet zum Download Handlungsempfehlungen zum Umgang mit Hitze, Ernährungsempfehlungen bei Hitze und Handlungsempfehlungen zum Umgang mit Starkregen. Die Ausarbeitungen entstanden im Rahmen des ExTrass Projektes.

Schulungsangebot
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) bietet für Kitas Schulungen an, um für (mehr) Klimaschutz und Nachhaltigkeit aktiv zu werden und zum Thema gesundheitliche Folgen des Klimawandels für Kinder aufzuklären. Laut Website aktuell nur für DRK-Mitglieder verfügbar.

Wir möchten an dieser Stelle gern eine Übersicht zu passenden Netzwerken bzw. Kooperativen schaffen. Die Netzwerke und Kooperativen helfen dabei mit den Herausforderungen des Klimawandels umzugehen.

Klima Kita Netzwerk
Hier steht vorallem Klimaschutz im Fokus, u.a. mit Klima-Rechner, mit verschiedenen Veranstaltungen.
Eine gute Ergänzung ist die Handreichung: Gebäudesanierung und effiziente Energienutzung in Kitas für Träger von Kindertagesstätten (2020)

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