KlimaKonform
Projektlaufzeit Phase I: 05/2020 bis 04/2023 Projektlaufzeit Phase II: 07/2023 bis 06/2026
Gemeinsame Plattform zum klimakonformen Handeln auf Gemeinde- und Landkreisebene in Mittelgebirgsregionen
Projekt
Ziele
Aufgrund der lokalen Wirkung von klimatischen Veränderungen spielen Kommunen eine zentrale Rolle bei der Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen. Hier setzt das Projekt KlimaKonform an. Das Ziel ist, gemeinsam mit Gemeinden des Burgenlandkreises (Sachsen-Anhalt), des Vogtlandkreises (Sachsen) und des Landkreises Greiz (Thüringen) Konzepte zur Anpassung an die Klimaveränderungen zu erarbeiten. Anders als bei Klimaschutzmaßnahmen, die die Reduktion von Treibhausgasemissionen zum Ziel haben, geht es bei Klimaanpassung darum, die aktuellen und zukünftigen klimatischen Veränderungen wahrzunehmen, die Folgen abzuschätzen und umzudenken.
Ansatz
Der Projektteil KlimaKonform I umfasst drei Etappen:
Etappe 1: Kontaktaufnahme zu den Gemeinden im Untersuchungsgebiet, Experteninterviews und eine flächendeckende Befragung
Ziel ist es, die Betroffenheit der einzelnen Kommunen hinsichtlich Klimaveränderungen einzuschätzen, die Probleme und Herausforderungen vor Ort zu thematisieren und die Anpassungskapazitäten einzuordnen.
Etappe 2: Risiken und Verletzlichkeit der Gemeinden in Hinsicht auf Klimafaktoren (Hitze, Starkregen etc.) und deren Auswirkungen auf kommunale Handlungsfelder modelieren und sichtbar machen
Daraus ergeben sich Anpassungsmöglichkeiten, um negative Folgen von Klimaveränderungen und Extremwetterereignissen entgegenzuwirken bzw. präventiv abzuschwächen.
Etappe 3: Transfer des Klimawissens und der Anpassungskonzepte in die kommunale Praxis über ein Beratungssystem und das Regionale Klimainformationssystem ReKIS.
KlimaKonform Phase I
Problem erkannt - Lösung fehlt
Die Kommunen im Burgenlandkreis (Sachsen-Anhalt), Landkreis Greiz (Thüringen) und Vogtlandkreis (Sachsen) wurden im Frühjahr 2021 mit Hilfe eines standardisierten Fragebogens zum Thema Klimaanpassung befragt. Von 115 antworteten 61 Kommunen. Die Ergebnisse zeigen, wie klimatische Veränderungen und Extremwetterereignisse lokal auftreten, wahrgenommen werden, welche Voraussetzung zur Anpassung es gibt und wo Unterstützung ansetzen sollte. Die Besonderheit: 82 Prozent der Gemeinden im Untersuchungsgebiet haben weniger als 5.000 Einwohnerinnen und Einwohner.
Ausnahmslos alle befragten Kommunen haben im letzten Jahrzehnt negative Folgen durch klimatische Veränderungen und Extremwetterereignisse vor Ort erlebt (s. Abb. 1 und 2). Allen voran sind Schäden oder Probleme durch Trockenheit (100 Prozent) und Starkniederschläge (93 Prozent) aufgetreten. Zusätzlich dazu haben die meisten Kommunen negative Erfahrungen mit starkem Wind bzw. Sturm (87 Prozent) und Hitze (77 Prozent) gesammelt. Die Ereignisse werden nicht immer im größeren Kontext, d.h. im Zusammenhang mit dem Klimawandel gesehen (s. Abb. 2). Jede Vierte Kommune sieht sich heute noch nicht vom Klimawandel betroffen. Zukünftig gehen jedoch nahezu alle Kommunen (93 Prozent) davon aus mindestens teilweise vom Klimawandel betroffen zu sein.
Nahezu alle Kommunen setzen bereits Maßnahmen zur Klimaanpassung um oder planen diese. Dies umfasst sowohl präventive (z.B. Versickerungsflächen für Starkregen) als auch reaktive (z.B. Baumbewässerung bei Trockenheit) Maßnahmen in unterschiedlichem Umfang. Der Fokus der Kommunen liegt auf Klimaanpassungsmaßnahmen in den Bereichen grüne Infrastruktur und Erosionsschutz (s Abb. 4).
Maßnahmen zur Anpassung an klimatische Veränderungen werden derzeit selten strategisch betrieben oder als Querschnittsaufgabe zwischen verschiedenen Verwaltungsbereichen angegangen. Drei Viertel aller Kommunen haben keine Klimaanpassungsstrategie (s. Abb. 5). Dort wo Klimaanpassungsstrategien vorliegen oder in Arbeit sind, beziehen sie sich meist auf einen bestimmten Sektor (z.B. Hochwasserschutzkonzept).
Die knappen finanziellen und personellen Ressourcen werden als die wichtigsten Hemmnisse genannt, um Klimaanpassung in der kommunalen Verwaltung zu integrieren, Maßnahmen zu planen oder umzusetzen. Demzufolge wird Unterstützungsbedarf vor allem im Bereich Ressourcen, Informationen zu Fördermitteln und einer Klimaanpassungs-Beratung gesehen (s. Abb. 6). Mehr als die Hälfte der Kommunen möchte aktiv über Gespräche und Veranstaltungen vor Ort zur Klimaanpassung informiert werden. Hinsichtlich der knappen finanziellen Ressourcen könnten öffentliche Fördermittel Teil der Lösung sein, jedoch stellen diese Kommunen oft vor weitere Herausforderungen. Demnach sind die Antragsanforderungen für über 85 Prozent der Kommunen zu umfangreich. Zudem fehlt es an Eigenmitteln und personellen Ressourcen für die Antragsstellung.
Vernetzung und Austausch zu Klimathemen erfolgt vor allem mit benachbarten Kommunen und dem Landkreis, jedoch selten mit den Landesbehörden (s. Abb. 7 und 8). Die Kommunen wünschen sich ein abgestimmtes, strategisches Vorgehen mit dem Land hauptsächlich zu Förderungen von Klimaanpassungsmaßnahmen. Abstimmungsbedarf zwischen Landkreis und Kommunen wird bei konkreten Klimaanpassungsmaßnahmen gesehen, die gegebenenfalls mit benachbarten Kommunen gemeinsam geplant werden.
Die Ergebnisse zeigen, dass in den befragten Kommunen die eigene Betroffenheit als Voraussetzung zum Handeln vorhanden ist. Allerdings haben sie in finanzieller und personeller Hinsicht wenig Handlungsspielraum, um Klimaanpassung systematisch oder gar präventiv anzugehen.
Ein Bericht mit allen Ergebnissen aus der kommunalen Befragung folgt in Kürze.
KlimaKonform startet im März eine Befragung unter allen Kommunen im Vogtlandkreis, im Landkreis Greiz und im Burgenlandkreis zum Thema Anpassung an klimatische Veränderungen und Extremwetterereignisse.
Ziel der Befragung ist es herauszufinden:
- welche Schäden, Probleme und Herausforderungen in Kommunen infolge von Veränderungen von Temperatur, Niederschlägen etc. und Extremwetterereignissen entstanden sind und zukünftig erwartet werden
- welche Maßnahmen Kommunen ergreifen, wenn sich z.B. Siedlungsbereiche im Sommer stark aufheizen, infolge starker Niederschläge überflutet werden oder Mensch und Umwelt unter Trockenheit leiden
- welche Strategien und Kapazitäten es zur Klimaanpassung in den Kommunen gibt und wo Unterstützungsbedarf, z.B. in Hinblick auf Daten, Informationen oder Beratungen besteht
Die Kommunen erhalten den Fragebogen Anfang März per Post. Bis zum 23. April kann dieser ausgefüllt werden. Mit der Teilnahme an dieser Befragung können Kommunen Ihren Standpunkt zum Thema klimatische Veränderungen deutlich machen und dazu beitragen, Forschung an der kommunalen Praxis auszurichten. Denn die Ergebnisse aus der Befragung dienen als wichtige Grundlage für ein Konzept zur Anpassungsberatung in Kommunen und zum Ausbau des Regionalen Klimainformationssystems - einer Informationsplattform im Internet (www.rekis.org). Alle Angaben unterliegen selbstverständlich dem Datenschutz und werden anonymisiert ausgewertet.
Projektkonsortium
Forschungspartner des Projektes:
- Technische Universität Dresden
- Friedrich-Schiller-Universität Jena
- Helmholtz Zentrum für Umweltforschung
- Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e.V.
Praxispartner
Im Projekt KlimaKonfrom ist das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie einer der Praxispartner und hat die Aufgabe eine Schnittstelle zwischen Forschung und Praxis herzustellen. Die Forschungsergebnisse werden anwendbar für die Praxis interpretiert, so dass diese in kommunalen Arbeitsabläufe integriert werden können. Im Gesamtprojekt ist das LfULG federführend für zwei Arbeitspakete zuständig:
- Durchführung der systematischen Befragung aller Kommunen in den drei Landkreisen
- Entwicklung eines Konzeptes zur Klimaberatung (Clima-Coaches)
Weitere Partner des Projektes:
- Klimaagentur, Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz
- Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt
- Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen
Weiterführende Links
Wissensplattform: Regionales Klimainformationssystems ReKIS: www.rekis.org
Projektwebsite: https://klimakonform.uw.tu-dresden.de/
Kontakt
Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie
Fachzentrum Klima
Leitung Dr. Johannes Franke
Telefon: 0351 2612-5500
Öffentlichkeitsarbeit Katja Rühle
Telefon: 0351 2612-5506
E-Mail: FachzentrumKlima.lfulg@smekul.sachsen.de
Twitter: LfULG Twitter