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Biodiversität

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(© Jenny Kiessling)

Hochmontane naturnahe Fichtenwälder (Zechengrund bei Oberwiesenthal)

Bild des Zechengrundes als Beispiel für einen Bergfichtenwald
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(© Maik Denner)

Moore (Zadlitzbruch, Dübener Heide)

Bild des Zadlitzbruches als Beispiel für ein Moor.
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(© Heiner Blischke)

Feuerlibelle (Crocothemis erythraea) als Beispiel einer wärmeliebenden, südlich verbreiteten Art, die in Ausbreitung begriffen ist

Bild einer Feuerlibelle als Beispiel einer wärmeliebenden, südlich verbreiteten Art, die in Ausbreitung begriffen ist

Durch den Klimawandel steigen die Temperaturen und es verändern sich die Menge und die regionale Verteilung der Niederschläge. Das hat Konsequenzen für Tier- und Pflanzenarten sowie mittelbar möglicherweise sogar für die Funktionsfähigkeit ganzer Ökosysteme. Solche biologischen Effekte lassen sich besonders gut an drei Kenngrößen ablesen: Phänologie, Verbreitung und Häufigkeit von Arten. Diese verändern sich bereits jetzt sichtbar (Primack & Miller-Rushing 2012).

Unter Phänologie versteht man wiederkehrende Phänomene in der Natur, wie die Abläufe von Wachstum, Entwicklung und Reproduktion von Organismen in Bezug auf die Jahreszeiten (Begon et al. 1992). Besonders auffällig sind phänologische Veränderungen von Pflanzen, z. B. zeitigerer Blattaustrieb, früher Blühbeginn und zeitiger einsetzende Fruchtreife sowie Verlängerung der Vegetationsperiode (siehe Indikator „Veränderung phänologischer Phasen wildwachsender Pflanzen“). Bei manchen Vogelarten wurde eine zeitigere Rückkehr aus den Winterquartieren, ein früherer Brutbeginn und Verlängerung der Brutperiode festgestellt. Das Spektrum der Verhaltensanpassungen reicht sogar bis hin zu verkürzten Zugstrecken und teilweisen Verzicht auf den Wegzug.

Solche Entwicklungen beeinflussen die Beziehungen und Abhängigkeiten zwischen den Arten. Obwohl hier im Einzelnen noch Forschungsbedarf besteht, ist es somit möglich, dass ökologische Beziehungen zeitlich „aus dem Takt“ geraten (→ ecological mismatches). Dies hätte weitreichende Folgen, die sich z. B. in sinkenden Bruterfolgen bei Vögeln oder geringerer Bestäubungsrate bei Blütenpflanzen auswirken könnten.

Auswertungen umfangreicher Datensätze u. a. von Tagfaltern und Libellen deuten darauf hin, dass in den zurückliegenden 30 Jahren in Sachsen in einigen Artengruppen bereits eine Verschiebung der Zusammensetzung in Richtung wärmeangepasster Arten stattgefunden hat (Wiemers et al. 2013, siehe Indikator „Änderung der Artenvielfalt und –zusammensetzung“).

Durch den Klimawandel gefährdet sind insbesondere Arten und Lebensräume nasser und/oder kühl-feuchter Standorte (z. B. Hoch- und Zwischenmoore). Auch an höhere Berglagen angepasste Arten und Lebensräume können bei temperaturbedingter Verschiebung der Höhenstufen im Mittelgebirge irgendwann nicht weiter nach oben ausweichen (z. B. natürliche hochmontane Fichtenwälder) (siehe Indikator „Arealveränderung klimasensitiver Arten“).

Profiteure des Klimawandels sind dagegen wärmeliebende Arten und Lebensräume trockener Standorte. Dazu gehören auch ursprünglich südlich verbreitete Arten, wie die Feuerlibelle (Crocothemis erythraea). Besondere Beachtung erfordern vom Menschen eingeführte Tier- und Pflanzenarten (Neobiota), von denen sich einige invasiv ausbreiten. Sie kommen oft besser mit neuen Klimabedingungen zurecht und sind in der Lage, freie Nischen in gestörten Ökosystemen zu besetzen.

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(© Daten: LfULG Zentrale Artdatenbank, Foto: Heiner Blischke)

Ausbreitung der ursprünglich südlich verbreiteten Feuerlibelle (Crocothemis erythraea) infolge des Klimawandels. Jeder rote Punkt steht für mindestens einen Nachweis im Messtischblatt (ca. 11 x 11 km). Die Art wurde 1997 erstmals in Sachsen beobachtet. Seitdem vergrößert sich ihr Areal und die Anzahl der Nachweise nimmt zu (1991 – 2000: n = 1, 2001 – 2010: n = 110; 2011 – 2020: n = 164).

Karte der Ausbreitung der ursprünglich südlich verbreiteten Feuerlibelle (Crocothemis erythraea) infolge des Klimawandels in Sachsen.

Landnutzungswandel und intensivere Bewirtschaftung, Landschaftszerschneidung, Eutrophierung, Eingriffe in den Wasserhaushalt sowie Flächeninanspruchnahme durch Siedlung und Verkehr beeinträchtigen Arten, Lebensräume und Ökosysteme in ihrer Stabilität und Anpassungsfähigkeit. Solche Faktoren überdecken gegenwärtig vielfach noch die Folgen des Klimawandels. Damit ist gemeint, dass sich nicht immer mit Sicherheit sagen lässt, worin genau die Ursache für den Rückgang einer Art liegt.

So kann der Klimawandel als zusätzlicher Wirkfaktor von geringer Relevanz sein, wenn z. B. ein intensiv genutzter und mit Pestiziden behandelter Acker ohne Randstrukturen ohnehin keine Lebensraumfunktion für Insekten erfüllt. Verhindert andererseits eine von Straßen zerschnittene Landschaft die Abwanderung einer Art an einen klimatisch günstigeren Ort, stellt der Klimawandel die entscheidende zusätzliche Beeinträchtigung dar, welche die Anpassungsfähigkeit letztlich übersteigt.

Folgende Indikatoren bilden die Auswirkungen der Klimaentwicklung auf das Handlungsfeld Biodiversität ab:

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