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Landwirtschaft und Gartenbau

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(© LfULG Miersch)

Trockenschäden auf einem Zuckerrübenfeld bei Audenhain (Nordsachsen) im August 2018.

Bild eines Zuckerrübenackers mit vertrockneten Pflanzen.
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(© SMEKUL)

Mais unter Trockenstress bei Crostwitz (LK Bautzen).

Maisfeld bei Trockenheit
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(© SMEKUL)

Starker Kartoffelkäferbefall. Die aktuelle Temperaturbedingungen, in Verbindung mit bereits anfälliger Vegetation, fördern die Ausbreitung von Schädlingen und Schaderregern in der Landwirtschaft und im Gartenbau.

Das Bild zeigt eine Kartoffelpflanze mit starkem Kartoffelkäferbefall und dementsprechend stark zerfressenen Blättern.
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(© LfULG Sacher)

Schäden an der Wintergerste nach einem Spätfrostereignis im Jahr 2020.

Bild von Frostschäden in einem Wintergerstenfeld.

Der Landwirtschaftssektor ist nicht nur Emittent von Treibhausgasen, welche den menschengemachten Klimawandel vorantreiben, sondern auch gleichzeitig einer der am stärksten betroffenen Sektoren. Somit steht die Landwirtschaft vor akuten und langfristigen Herausforderungen, die sich durch steigende Durchschnittstemperaturen, ein verändertes Niederschlagsregime und die Zunahme und Häufigkeit von Extremwetterereignissen ergeben.

Kernthesen

  • Das Risiko für Ertragsausfälle und Schwankungen in den Gesamterträgen haben sich durch die Veränderung des Niederschlagsgeschehens (S-2 Niederschlagsentwicklung) erhöht. Insbesondere auf dem Futtermittelmarkt kommt es wechselnd zu Überangebot und Verknappung.
  • Die Vegetationsperiode beginnt immer zeitiger. Das wirkt sich auf die Phänologie landwirtschaftlicher Nutzpflanzen und damit auf die landwirtschaftliche Praxis aus.
  • Die Apfelblüte tritt immer zeitiger ein. Damit einhergehend steigt das Risiko für Spätfrostschäden.
  • Steigende Durchschnittstemperaturen sorgen bei Milchkühen bereits im Winter zu Hitzestresssymptomatik und verringern die Befruchtungsrate im Frühjahr.
  • Wärmeliebende Arten von Schaderreger profitieren vom Klimawandel. Das Schadpotenzial des einzelnen Erregers hängt aber von weiteren Faktoren ab.

Hier mehr zur Niederschlagsentwicklung (S-2)

Farbige Sachsenkarte mit regionalem Ertragsausfallrisiko.
Ertragsausfallrisiko für die Landwirtschaft  © LfULG

Ertragsauswertungen für Winterweizen, -gerste, -roggen und -raps sowie Silomais in Sachsen im Zeitraum von 1955 bis 2019 zeigen, dass die Erträge aller Fruchtarten deutlich gestiegen sind. Allerdings schwächte sich der Ertragsanstieg seit etwa 1995 bei Winterweizen, -gerste und -raps ab, während die Erträge von Winterroggen und Silomais sogar sanken. Wenngleich auch ein Rückgang des Züchtungsfortschrittes und eine Veränderung acker- und pflanzenbaulicher Praktiken für diese Entwicklungen mitverantwortlich sein können, ist in der Zunahme von Wetterextremereignissen die Hauptursache hierfür zu sehen. Insbesondere das dürrebedingte Ertragsausfallrisiko hat in Sachsen in den letzten drei Jahrzehnten zugenommen. Starke Ertrags- und Qualitätsschwankungen bei Futtermittelpflanzen sind auch für die Tierhaltung problematisch und werden zu wechselnder Verknappung und Überversorgung am Futtermittelmarkt beitragen.

Panoramaaufnahme von Weinbergen mit leichter Schneedecke.
Winterliche Weinberge in Pillnitz  © LfULG, A. Völlings

Die Dauer der Vegetationsperiode ist ein Indiz für die klimatische Veränderung. Sie beeinflusst unmittelbar die Wachstumsphasen der Pflanzen und ist damit eine bedeutende Stellschraube für landwirtschaftliche Abläufe. Untersuchungen aller Wettergebiete ergaben, dass die Zunahme der Länge der Vegetationsdauer in den betrachteten Zeitabschnitten, so wie einen zeitigeren Beginn.

Gangliniendiagramm über den Blühbeginn des Apfels von 1961 bis 2024 mit stark fallendem Trend ab 1991.
Mittlerer Blühbeginn des Apfels und zeitlicher Trend in Sachsen von 1961 bis 2020   © LfULG

Der mittlere Zeitpunkt der Apfelblüte hat sich um 10 Tage vorverlegt. Damit einhergehend hat sich das mittlere Schadfrostrisiko erhöht.

Innerhalb von 30 Jahren hat sich der mittlere Blühbeginn um 10 Tage nach vorn verschoben, was einem mittleren Trend von 3 Tagen pro Dekade entspricht. In der klimatologischen Tendenz der letzten Dekade 2011 – 2020 setzte sich der beobachtete Trend fort.

Trotz allgemein sinkender Schadfrostwahrscheinlichkeit aufgrund steigender Durchschnittstemperaturen, zeigt sich ein mit früherem Blühbeginn des Apfels einhergehend erhöhtes Schadfrostrisiko. Mit fortschreitender Entwicklung der Blüte sinkt die Toleranz gegenüber Frostereignissen. Wenn beispielsweise eine Temperatur von -2 °C bei geschlossener Apfelblüte keinen Schaden anrichtet, kann der gleiche Wert in der Vollblüte des Apfels für einen Totalausfall sorgen.

4 schwarz-weiße Kühe auf einer Weide
Kühe auf einer Weide im Vogtland  © LfULG, I. von Rechenberg

In der Tierhaltung führt die Hitzebelastung zu Leistungseinbußen. Zudem wird sich der Infektionsdruck durch verschiedene Krankheiten und Parasiten (z.B. Blauzungenkrankheit, West-Nil-Virus-Infektion, Kriebelmücken) erhöhen. Anhand der Trächtigkeitsentwicklung an Milchkühen zeigt sich der Einfluss von Temperatur und Witterung. Steigende Durchschnittstemperaturen zeigten in den Jahre 2022 bis 2024 eine negative Auswirkung auf die Fruchtbarkeit der Tiere.

Nahaufnahme einer grünen Maispflanze in einem Maisfeld
Maisfeld  © LfULG, M. Kraatz

Bereits heute ist eine Zunahme durch wärmeliebende Erreger verursachter Krankheiten, denen kurze Feuchte- oder Tauphasen zur Ausbreitung genügen, zu beobachten. Die Tendenz zur Ausbreitung wärmeliebender Arten besteht auch bei Unkräutern. In Sachsen lässt sich bereits eine Zunahme problematischer Neophyten wie Samtpappel, Weißer Stechapfel, Giftbeere und Beifußblättrige Ambrosie beobachten. Zudem werden durch mildere Winter Herbstkeimer wie beispielsweise Ackerfuchsschwanz, Klettenlabkraut, Taubnessel, Ehrenpreis und Stiefmütterchen in ihrer Entwicklung gefördert und erreichen im Frühjahr ein fortgeschrittenes Entwicklungsstadium. Problematisch ist zudem eine verminderte Wirksamkeit von Bodenherbiziden bei hohen Temperaturen und Trockenheit.

Die Beispiele Braunrost und Maiszünsler zeigen auch für Sachsen einen zunehmenden Trend. Von einer absoluten Zu- oder Abnahme insgesamt ist nicht zwangsläufig auszugehen. Die Witterungsbedingungen unterschiedlicher Wochen oder Monate sind für das Infektionsrisiko entscheidend, weshalb auch große Unterschiede zwischen den Schaderregern, Jahren und auch den Regionen vorhanden sind.

Kontakt

Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

Referat 55: Fachzentrum Klima

Leitung Dr. Johannes Franke

Telefon: 0351 2612-5500

Öffentlichkeitsarbeit Katja Rühle

Telefon: 0351 2612-5506

E-Mail: FachzentrumKlima@lfulg.sachsen.de

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