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Biodiversität

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(© Archiv Naturschutz LfULG, D. Synatzschke)

Wanderkorridore erhöhen die Durchlässigkeit der Landschaft. Grünbrücke Burkauer Berg über die Autobahn A4 in der Westlausitz.

Das Bild zeigt eine sogenannte Grünbrücke über eine Autobahn, die von Wildtieren als Wanderkorridor genutzt werden kann.
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(© SBS Hovorková)

Verbau von Entwässerungsgräben zur Wiedervernässung im Projektgebiet Stengelhaide.

Bagger verschließt Entwässerungsgraben in einem Moor
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(© SBS Hovorková)

Ehemaliger Entwässerungsgraben nach Verbau in der Erlhaide bei Kühnhaide

Bild eines sich wieder mit Wasser füllenden Entwässerungsgrabens in einem Moor
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(© SBS Hovorková)

Die Projektmitarbeiter von MOOREVITAL boten im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung geführte Wanderungen im Projektgebiet an.

Bild einer Wandergruppe, die sich durch das Projektgebiet Stengelhaide führen lassen
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(© SBS Schreyer)

Abschnitt der Spree unterhalb von Neudorf/Spree, der aufgrund seiner Naturnähe als Referenz und damit als geplanter Zielzustand für das Projekt "Redynamisierung der Spree" definiert wurde.

Bild eines natürlichen Flussabschnittes mit naturbelassenem Steilufer
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(© SBS Schreyer)

Abschnitt der Spree unterhalb von Neudorf/Spree, der aufgrund seiner Naturnähe als Referenz und damit als geplanter Zielzustand für das Projekt "Redynamisierung der Spree" definiert wurde.

Bild eines natürlichen Flussabschnittes mit naturbelassenem Steilufer
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(© SBS Schreyer)

Redynamisierte Spree im Bereich Kaupe (Teilprojekt M8) zwischen Halbendorf und Neudorf/Spree. Bis 2020 war hier ein teilweise verlandeter und stark verschlammter, vom Hauptlauf der Spree abgetrennter Altarm. Jetzt verläuft hier wieder dier Hauptlauf der Spree. Das Bild zeigt die Spree bei Niedrigwasser im Sommer 2020.

Bild eines renaturierten Flussabschnittes bei niedrigem Wasserstand

Der Klimawandel führt bereits jetzt zu Veränderungen in Ökosystemen und beeinflusst wildlebende Tier- und Pflanzenarten (Primack & Miller-Rushing 2012). Es besteht daher die Gefahr, dass die rapide Erderwärmung mit ihren regionalklimatischen Folgen den gegenwärtigen Biodiversitätsverlust beschleunigt und verstärkt (→ Klimafolgen).

Noch reichen unsere Kenntnisse nicht aus, um die tatsächlichen Auswirkungen des Klimawandels auf komplexe Systeme abschätzen zu können. Deshalb verfolgen alle Anpassungsmaßnahmen eine „no regret“-Strategie. Damit ist gemeint, dass sie die Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel erhöhen sollen, aber auch darüber hinaus für den Naturschutz notwendig sind.

Natürliche Systeme sind anpassungsfähig, benötigen dafür aber oft aktive Unterstützung. Maßnahmen, die sowohl dem Naturschutz dienen, als auch die Anpassungsfähigkeit an die Klimafolgen erhöhen, sind:

  • die Erhaltung und Entwicklung von Verbundsystemen (Biotopverbund, Wildtierkorridore) als Wanderkorridore für Flora und Fauna, die ein Ausweichen in geeignete Lebensräume ermöglichen
  • die Pflege und Fortentwicklung des kohärenten Schutzgebietssystems Natura 2000, u. a. durch Umsetzung von Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen
  • die Erhaltung genetischer Vielfalt durch Artenschutzmaßnahmen (z. B. Artenhilfsprogramme, Wiederansiedlung, Umsiedlung), da eine hohe Vielfalt Anpassungsprozesse begünstigt
  • die Stabilisierung von Ökosystemen und Biotopen durch Biotoppflege, ökologischen Waldumbau, Verbesserung des Wasserhaushaltes von Mooren, Auen und anderen Feuchtbiotopen
  • die Revitalisierung von Quellen und Fließgewässern durch Herstellung ihrer Durchgängigkeit und Entwicklung naturnaher Gewässerstrukturen und Randstreifen

Zwischen Klimaanpassung, Klimaschutz und anderen Schutzanforderungen wie dem Natur-, Boden- und Gewässerschutz gibt es oft Synergien, d. h. Verbesserungen in einem Bereich wirken sich auch günstig auf andere Bereiche aus. Daher sind Strategien bedeutsam, die solche Synergien befördern und nutzen. Ein herausragendes Beispiel dafür ist die Revitalisierung von Mooren, da diese als Kohlenstoffsenken, Wasserspeicher, seltene Bodenform mit Archivfunktion und Lebensraum einer spezialisierten Flora und Fauna dienen. Auch bei der Revitalisierung von Gewässern und Auen lassen sich Synergien nutzen. So können intakte und ausreichend große Auen im Ernstfall einen Teil des Hochwassers aufnehmen und dadurch Hochwasserschutzanlagen entlasten. Gleichzeitig sind sie wertvoller Lebensraum und Wanderkorridor für Tiere und Pflanzen und bieten attraktive Möglichkeiten zur Naherholung.

Wesentlich sind außerdem die frühzeitige Einbeziehung von Potenzialflächen (z. B. Ausweichhabitate) sowie die Bereitstellung ausreichend großer (Puffer-)Flächen und Zeithorizonte für Anpassungsprozesse. Dazu zählt auch das Zulassen von (klimabedingten) Naturentwicklungen auf bestimmten Flächen in Schutzgebieten (Prozessschutzflächen). Ergänzende Forschungsvorhaben und die schrittweise Etablierung eines begleitenden Monitorings zu Biodiversität und Klimawandel sind geeignet, weitere Erkenntnisse zu gewinnen und in die praktische Naturschutzarbeit zu integrieren.

Neben direkten und indirekten klimatischen Auswirkungen werden Arten und Ökosysteme auch mit Effekten konfrontiert, die mit dem Klimaschutz selbst einhergehen und deren Auswirkungen teils erheblich sein können. Energiegewinnung aus Biomasse, Wind- und Wasserkraft oder die Mehrung von Kohlenstoffsenken in der Fläche (z. B. durch Erstaufforstung) können neue Probleme mit sich bringen, z. B. wenn Windräder zur tödlichen Gefahr für Greifvögel und Fledermäuse werden.

Auch die Anpassung an den Klimawandel kann zu Lasten der Biodiversität gehen, wenn z. B. verstärkt auf technischen Hochwasserschutz gesetzt wird, anstatt auch den Flussauen mehr Raum zu geben oder wenn neue standortfremde Baumarten die alten ersetzen, wo ein widerstandsfähiger Mischwald größere Chancen für Holzproduktion und Artenvielfalt gleichermaßen bietet.

Klimaschutz und -anpassung sollten deshalb stets so gestaltet werden, dass Naturschutzanforderungen einbezogen werden, z. B. durch Prüfung der Umweltverträglichkeit, Aussparung sensibler Gebiete im Zuge der Raumplanung oder Planung von Abschalteinrichtungen an Windkraftanlagen während der Flugzeit von Fledermäusen.

Bild von Windkraftanlagen auf einem Feld
Windenergieanlagen produzieren sauberen Strom, können aber auch zur Gefahr für Vögel oder Fledermäuse werden.  © Archiv Naturschutz LfULG, E. Francke

Folgende Maßnahmen stellen gute Beispiele dar, wie Naturschutz zugleich positiv auf den Klimaschutz und die Anpassung an die Folgen des Klimawandels wirken kann:

Redynamisierung der Spree

© SBS Schreyer

Wie man mittels Reaktivierung von Altwässern und Auen den guten ökologischen Zustand des Gewässsers wiederherstellt und dabei den Hochwasserschutz berücksichtigt, zeigt ein Gemeinschaftsprojekt von LTV, DBU und dem Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft.

Moorschutz ist auch Klimaschutz

© SBS Hovorková

Moore sind wertvolle Lebensräume und großartige Wasser- und Kohlenstoffspeicher. Das grenzüberschreitende Projekt Moorevital verbessert die Lebensräume moortypischer Pflanzen und Tiere von ehemals entwässerten Mooren des Erzgebirgskamms und leistet zugleich einen Beitrag zum Klimaschutz, sowie zur Verbesserung des Landschaftswasserhaushaltes.

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